Das ist bekannt: 460 Insassen, 450 Nicht-Angeklagte, 460 unrechtmäßige feindliche Kämpfer, 89 Hunger-Streikende, 41 Selbstmord-Versuche und drei Selbstmorde. Es verbergen sich Menschen hinter diesen Zahlen. Menschen die eines Verbrechens nicht angeklagt sind aber für ein Verbrechen inhaftiert sind, das sie vielleicht begehen könnten. Die Welt sieht zu, fordert leise die Schließung des Lagers, handelt aber nicht und nimmt den Ausbau des Lagers still schweigend hin.
Still schweigend ist auch der Widerstand den die feindlichen Kämpfer leisten. Sie treten in den Hungerstreik, um ihre Freiheit einzufordern. US-Vertreter kommentierten den gewaltlosen Widerstand als einen Versuch der Insassen die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen. Dafür gebe es jedoch keinen Grund, denn die feindlichen Kämpfer würden mit „größtem Respekt“ behandelt. Mit größtem Respekt wurden dann auch die Gefangenen auf einen Stuhl geschnallt, eine Nasensonde eingeführt und dem Hungerstreik durch Zwangsernährung ein schmerzvolles Ende gesetzt. Welches Mittel bleibt den Gefangenen noch, um ihrer Verzweiflung Ausdruck zu verleihen, ihre Rechte einzufordern und um ihre Freiheit zu kämpfen?
Drei von ihnen entschieden sich für Selbstmord. Es sei keine spontane Aktion gewesen, sagt ein Guantánamo-Kommandant. Der Selbstmord war geplant. Es handelt sich dabei nicht um eine Verzweiflungstat, sondern um einen „Akt der Kriegsführung“ in einem Krieg, in der nur eine Seite Rechte hat. Jeglicher Versuch von den Rechtlosen ihre Rechte einzufordern wird nicht anerkannt und sofort niedergeschmettert. „Sie sind gerissen. Sie sind kreativ. Sie sind von ihrer Sache überzeugt“ und „sie haben keinen Respekt vor dem Leben“. So der Kommandant über die feindlichen Kämpfer, oder was dachten Sie, über wen er spricht?
Die drei Gefangenen nahmen sich selbst das Leben, weil sie außerhalb der Gesetze keinerlei Hoffnung auf Freiheit hatten. Wir hingegen, begehen im Namen des Kampfes gegen den Terror, Selbstmord an unseren eigenen Werten.
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